Herzkampf.
Wie ein aufgescheuchtes Huhn rannte ihr Herz in ihrem Brustkorb umher. Ich will das nicht. Ich will das nicht, ich will das nicht, hämmerte es immer wieder in ihrem Kopf. Ihr Herz fühlte sich an, als sei es schon verletzt. Es fühlte sich so weich an, so unendlich verletzlich. Ich will nicht, schlug es im Takt. Bitte verschone mich vor diesem Anblick. Bitte, lass es mich nicht sehen. Lass diese Bilder nicht in dich hinein. Lass uns heute Nacht nicht im Traum mit ihnen kämpfen müssen! Du weißt doch wie sie sind. Sobald sie einmal in deinem Kopf sind, brennen sie sich ein. Und wenn du sie verdrängst, kommen sie nachts wieder. Bitte lass es nicht zu! Lass uns doch einfach unbeschwert und kindlich naiv bleiben, aber lass uns diese Bilder nicht anschauen.
Was würden sie sagen, wenn sie sich diesen Film nicht anschauen würde. Wenn sie die Augen verschließen würde vor dem Leid, den entsetzlichen Anblicken, der Ungerechtigkeit. Wäre sie dann nicht genauso dumm und oberflächlich wie alle anderen Menschen, die sich nicht darum scheren, was in der Welt passiert? Die sich das Leid der Welt in den Abendnachrichten ansehen und sich dabei ihr Lebenwurstbrot in den Mund schieben? Was würde sie unterscheiden von diesen Menschen, wenn sie sich nun verweigerte. Weil alles in ihr danach schrie, diese Bilder nicht sehen zu wollen, nicht die Konfrontation einzugehen. „Man muss doch wissen was in der Welt passiert!“, hörte sie die anderen sagen. „Du kannst dir doch gar kein Bild davon machen, wenn du es nicht gesehen hast!“ Ich will mir auch kein Bild davon machen, schrie ihr Herz. Reicht es nicht, wenn ich mit meinem Verstand weiß, dass es all dieses Unrecht auf der Welt gibt? All diese furchtbare Gewalt? Musse ich es mir wirklich von anderen Menschen zeigen lassen, wie es ausgesehen haben konnte? Menschen, die vielleicht eine viel härtere Schale hatten, als sie selbst? Menschen, die es anders verpackten als sie? Menschen, deren Herz nicht anfing zu zerbersten wenn sie nur die Vorschau des Films sahen?
Gott, sagte sie leise. Danke, dass es mir in meinem Land und in meinem Leben so gut geht. Vielleicht vergesse ich oft wie schlimm es auf dieser Welt ist. Das tut mir Leid. Ich bitte dich, dass du den Menschen, die so ungerecht behandelt und gewaltsam behandelt werden,Trost und Hoffnung schenkst. Aber Gott, sie atmete tief ein und aus, ich kann es mir nicht ansehen. Ich ertrag es nicht zu sehen, wie schrecklich Menschen miteinander umgehen. Und ich glaube, du erträgst es auch nicht. Und trotzdem siehst du hin. Danke, dass dir diese Menschen nicht egal sind.
Danke fürs Lesen.
Danke fürs Lesen.
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