Abschalten.
Mein Smartphone hängt an der
Ladestation. Drei Anrufe in Abwesenheit. Und eine Nachricht: Habe
versucht dich zu erreichen, müssen reden. Jetzt ist es schon nach
zehn Uhr. Die Anrufe in Abwesenheit sind 1 ½ Stunden her. Die Person
sicherlich jetzt anderweitig beschäftigt. Soll ich jetzt einfach
zurückrufen? Lieber der Schriftweg. Schnelles Getippe: Ruf mich an,
wenn du noch Zeit hast. Die Frage ist eigentlich: Habe ich noch Zeit?
Eigentlich würde ich ja gerne zurück aufs Sofa und den Abend
ausklingen lassen. Und es ist ja immerhin schon nach 10. Aber wenn
wir es heute noch klären können, muss ich morgen nicht als erstes
daran denken, wenn ich aufwache. Denn das hat sich eingeschlichen:
Der Blick aufs Smartphone kurz nach dem Aufwachen. Schließlich dient
das Multifunktionsgerät ja auch als Wecker und wenn man es eh schon
in der Hand hat...
Seit ungefähr einem Jahr bin ich nun
Besitzerin eines Smartphones. Nachdem ich erst immer vehement dagegen
gewehrt habe. Mit der Argumentation: Ich will ja auch gar nicht immer
und überall erreichbar sein und so viele Menschen versuchen mich eh
nicht über das Handy zu erreichen. Eigentlich nur mein Mann. Und mal
jemand aus der Familie.
Aber irgendwann hat mich der Reiz dann
doch gepackt. Das Getippe und Gewusel, all die schönen Apps und
alles schön auf ein Gerät komprimiert. Und alle sahen mit ihren
Smartphones plötzlich so geschäftigt und begehrt aus. Da will man
doch irgendwie mit. Und dann ergaben sich die Umstände, dass es
„doch wirklich ganz praktisch wäre seine Emails unterwegs zu
checken. Und der Kalender lässt sich doch auch über Google
synchronisieren. Das ist so unglaublich praktisch.“ Ganz zu
schweigen von den schönen Spielchen, der Kamera und WhatsApp.
Und jetzt würde ich es gerne manchmal
einfach abschalten. Für länger.
Ja, natürlich mag ich noch viele von
den Dingen, die das Gerät kann. Es gibt lustige Spielereien. Und
jede Menge Schnickschnack. Ich bin damit vielleicht sogar
beschäftigter, ja vielleicht sogar „begehrter“, weil auf allen
Ebenen und zu (fast) jeder Zeit erreichbar. Aber bin ich glücklicher?
Es ist so schwierig, etwas
auszuschalten, was man spätestens zum Wecken wieder braucht. Und
woran man sonst Freude hat. Aber wenn dein Wecker gleichzeitg dafür
sorgt, dass du nachts mit Nachrichten versorgt wirst und dich
theoretisch jeder anrufen kann, ist das schwierig. Natürlich stell
ich den Ton nachts aus. Aber das Dilemma der entgangenen Anrufe –
siehe oben.
Wie wichtig ist wichtig und wenn es
wirklich richtig wichtig ist, findet man doch auch andere Wege. Wo
ist die Grenze und wann gibt es Feierabend? Gibt es einen Feierabend
überhaupt noch?
Klingt vielleicht alles theatralisch.
Aber ich glaube, wir dürfen eins nicht
verlernen: Abzuschalten.
Kommentare