Das raue Leben.

Der Sand zwischen den Zehen. Kein Mittelmeerstrand. Nur ein paar Dünen an der belgischen Küste. Die Nordsee ist nicht schön. Sie ist rau und hart, kalt und salzig. Eigentlich ist sie wie das Leben. Wie ein Spiegel. Ich konnte dem nie viel abgewinnen. Aber du hast es geliebt. Du hast Schönheit darin gesehen. Du mochtest all dieses raue. Und ich träumte immer von der Südsee. Von Wärme und kristallblauem Wasser, von Strand und Sonne, Palmen und Erholung. Doch du wolltest an die graue Nordsee. Dünenberge, die den klaren Blick auf den Horizont verstellten und eine Hürde waren, bis man endlich das salzige und raue Meer sehen konnte.


Vielleicht habe ich mich vor diesem Spiegel gefürchtet. Vor der Erkenntnis, dass das Leben nicht immer warm und klar ist und aussieht wie im Katalog. Sondern rau sein kann, hart und ungemütlich, kalt und es schwer ist, den Horizont immer zu erkennen. Und trotzdem konntest du in all dem Schönheit erkennen. Hoffnung. Glaube. Liebe. Zuversicht. Der Südseestrand hatte keinen Reiz für dich. Schließlich war das Leben auch niemals perfekt.


Und jetzt stehe ich wieder hier in den Dünen an der Nordsee und höre den Wind. Ich habe nie mehr Angst vor dem unperfekten Leben, weil du die Hoffnung nie aufgeben hast. Weil du in allem Schönheit entdeckt hast. Und während ich die salzige Meerluft einatme und an dich denke, weiß ich, dass du Recht hast. Das raue Leben hat seine sehenswerten Besonderheiten. Und irgendwann sieht man den Horizont immer.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Adventszeit

Gestalten im Nebel

Begegnungen mit dem Leben.