Das Foto

Dieser Text ist heute entstanden. Die Person dürfte sich darin wiederfinden. Falls Kritik aufkommt, immer wieder gerne.

Das Foto vor mir war schon über acht Jahre alt. Doch das Gesicht mit den klaren, blauen Augen, der hellen Haut und den hellbraunen Haaren, das mir entgegen blickte, war genau so aktuell in meinem Kopf. Ich schmunzelte, die Person würde es vermutlich nicht als eins der schönsten Fotos bewerten: Festgehalten mitten beim reden. Aber grade das gefiel mir so gut. So hatte ich diese Person in meinem Herzen behalten. Diese Person, die weit weg war, die ich selten sah, zu der ich nur sporadisch Kontakt hatte, bei der ich selten zugab, wie nah sie mir stand.
Doch in diesem Augenblick, in dem ich allein in meinem Zimmer saß und dieses Bild in den Händen hielt, wurde mir wieder bewusst, wie sehr sie mir fehlte.
Ich konnte mich kaum an die zehn Jahre erinnern, die wir zusammen verbracht hatten, dafür gut an die Zeit, wo sie nicht mehr da war. Den Fotos zufolge mussten wir uns gut verstanden haben in den zehn Jahren, denn es gab eine ganze Reihe von denen, wo wir zusammen drauf waren. Ich seufzte. Oft behauptete ich, ich hätte keine Lsut auf diesen ganzen sozialen Zusammenhalt. Aber da wurde mir wieder bewusst, dass man sich gegen manche Dinge nicht wehren kann und dass das Herz oft anders entscheidet als der Kopf.
Ich nahm das Foto aus dem Stapel der anderen und legte es beiseite. Ich wollte es aufhängen, irgendwo wo ich es oft sehen würde. Man sollte zu seiner Meinung stehen, auch dazu, dass man Menschen vermisst in seinem Leben, egal warum sie nicht da sind.
Es sah so aus, als ob die Person auf dem Foto eine ihrer lustigen Geschichten erzählt und gerne hätte ich sie gehört. Doch es war ja nur ein Foto und sie war erstarrt in dieser Position seit über acht Jahren. Ich wollte ihr zu hören und sie lebendig neben mir haben. Und ich hab sie so sehr vermisst wie schon ganz lange nicht mehr.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Ich bin total gerührt... danke.

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