Artgenossen unter sich.
Wir sind alle Menschen. Und Menschen
stecken sich selbst und andere gerne in Kategorien, Boxen und
Schubladen. Weil das Denken dann manchmal einfacher wird. Weil man
seine Welt dann besser sortieren kann, wenn man sich und andere zu
etwas zugeordnet hat. Ich weiß nicht, ob Menschen jemals aufhören
werden in Kategorien zu denken und ich weiß auch nicht, ob das sein
muss. Die Vielfalt steigt und damit auch die Namen der Zuordnungen.
Aber letztendlich wird es immer irgendeine Kategorie, irgendeinen
Namen geben, mit dem man sich bezeichnet und erklärt und sei es nur
eine Oberkategorie wie „Mensch“. Es ist notwendig um sich
abzugrenzen, weil Unterschiede einfach vorhanden sind, sichtbar,
unsichtbar, bewusst und unbewusst.
Ich stecke mich auch in Kategorien,
bezeichne mich mit Attributen, die mich zu etwas zugehörig machen.
Vermutlich ist es weniger „schlimm“, wenn man sich selbst
irgendwo reinsteckt, als wenn andere einem etwas zuschreiben oder
„falsch einsortieren“. Nicht jede Zuordnung ist gleichermaßen
angenehm, manchmal muss man sich wieder abgrenzen, manchmal ist man
stolz darauf in einer bestimmten Box zu sitzen.
In den vergangen Tagen hatte ich eine
Begegnung mit einem Menschen. Wir lernten uns quasi neu kennen und
stellten ziemlich schnell fest, dass wir nicht nur in den allgemeinen
Boxen wie „Frau“, „Akademiker“ oder „Christ“ zusammen
saßen. Es gab mehr was uns verband, mehrere kleine Boxen, in denen
wir uns auch gemeinsam wiederfanden. Und es war schön. Ich habe es
genossen, dass es für manche Eigenschaften, die einen Menschen
ausmachen, Kategorien und Namen gibt, sodass man sich finden kann. Es
sind nur Namen, es sind kein Gesetze, es ist kein Zwang zur
Gleichheit. Es sind nur Begriffe, die es einem erleichtern, sich zu
finden. Und sich auszutauschen, festzustellen, dass man nicht alleine
auf der Welt ist mit jenem oder diesem Gedanken, Gefühl,
Einstellung.
Vielleicht ist es banal und total
offensichtlich. Aber ich finde es gut, wenn man Artgenossen findet.
Nicht, um nur in dieser einen Box zu verdümpeln und einseitig zu
denken, aber um Rückhalt zu finden und sich in anderen Boxen
umzusehen und mit anderen Menschen, die vielleicht ganz anders
ticken, besser zurecht zu kommen. Weil man weiß, dass man nicht
alleine ist. Weil man merkt, es gibt noch mehr Menschen, die meinem
Wesen ähnlich sind.
Das ist wohl das Geschenk der
Gemeinschaft mit Menschen.
Kommentare