Meldepflicht
Letztes habe ich mal länger darüber Gedanken gemacht, was mein Leben ausmacht und auch, was ich eigentlich alles so in meinem Leben mache. Dabei bin ich zu folgender Erkenntnis gekommen: Manchmal habe ich das Gefühl, dass Internet frisst mein Leben auf.
Nicht wie ein großes Monster, dass einmal seinen Schlund aufreißt und alles ist weg. Eher wie.. irgendein kleines Tier, dass jeden Tag kommt und etwas frisst und man bekommt es gar nicht so sehr mit – erst, wenn wichtige Dinge angefressen oder sogar weggefressen wurden.
Das Internet ist unheimlich praktisch. Ich kann fast alle Dinge für die Uni über das Internet regeln, kann wichtige und unwichtige Dinge bei irgendwelchen Versandhäusern bestellen, kann meine Gedanken veröffentlichen – so wie jetzt. Das einzige was dabei vielleicht angefressen wird, ist der Einzelhandel und mein täglicher Bewegungsbedarf.
Aber etwas, was mir zur Zeit jeden Tag mehr auffällt ist, dass das Internet meine sozialen Kontakte auffrisst. Und zwar beständig und großflächig.
Eigentlich ist das paradox, schließlich gibt es Chatprogramme wie ICQ und Soziale Netzwerke wie studivz und facebook, damit man mit vielen Menschen immer und fast überall in Kontakt bleiben kann. Es ist viel einfacher eine Email zu schreiben, als einen Brief, der eine Briefmarke und einen Gang zum Briefkasten benötigt, um an sein Ziel zu kommen. Es ist auch manchmal viel einfacher mit jemanden eben übers ICQ zu schreiben, als anzurufen. Vielleicht, weil man sich schriftlich besser ausdrücken kann oder weil man sich am Telefon zu schnell verquatscht oder weil man eh schon am PC sitzt und so seine anderen Tätigkeiten nebenher fortführen kann. Demnach müsste das Internet dazu führen, dass man täglich mit vielen Menschen auf der ganzen Welt im Kontakt ist und sich regelmäßig bei den Menschen meldet, die einem wichtig sind.
Aber das passiert nicht und ich merke, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Kontakt zu den Menschen zu halten, die ich nicht immer mal wieder im echten Leben sehe, benötigt Ausdauer. Die Möglichkeit, immer und überall erreichbar zu sein führt dazu, dass man sich nicht mehr meldet, weil man ja ein andern mal die Gelegenheit dazu hat. Man verliert sich aus den Augen, lebt sein Leben, das auch fernab vom Internet stattfindet und den Anteil, den man dann wieder in die virtuelle Welt investiert, ist wirklich gering im Vergleich zum restlichen Leben.
Ich merke oft, wenn ich mit Menschen kommuniziere, die ich eine Weile nicht mehr gesehen hab, dass man eine ganze Weile braucht, um sich gegenseitig wieder auf den neusten Stand zu bringen. Je mehr in der Zwischenzeit passiert ist, desto schwieriger wird es und desto eher meldet man sich dann einfach nicht, weil es mit zu viel Aufwand verbunden ist.
Ich generalisiere das alles, weil ich es bei mir erlebe und bei anderen Menschen beobachte.
Um Kontakte und Beziehungen zu anderen Menschen zu pflegen braucht man eigentlich eine Meldepflicht. Doch meistens ist es so, dass sich das Gegenüber nicht meldet und man denkt sich: „XY meldet sich auch überhaupt nicht mehr.“ und fühlt sich selbst vielleicht vergessen und meldet sich dann selbst auch nicht bei der anderen Person. Ein wahrer Teufelskreis, wie so oft bei menschlichem Verhalten. Wir gehen von Dingen aus, die niemand gesagt hat und meistens auch niemand so sagen würde, aber wir verhalten uns so.
Beziehungen gehen kaputt, Kontakte werden abgebrochen, weil sich keiner an die Meldepflicht der menschlichen Beziehungen erinnert.
Pflicht ist auch ein hartes Wort, weil es klingt, als würde man nicht aus freien Stücken handeln.
Aber manchmal tut Pflicht gut. Seit ich in Mannheim wohne, sehe ich meine Großeltern z.B. nur noch einmal im Monat. Sie sind schon reichlich alt und ich habe das Bedürfnis ihnen etwas gutes zu tun, was aber auf Grund der Entfernung nur selten möglich ist. Deswegen hab ich mir in meinen Terminkalender eine Notiz gemacht. Jeden Montag steht drin: Oma anrufen. Klingt banal, aber es hat eine Weile gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt habe. Inzwischen muss ich es mir nicht mehr aufschreiben, weil ich von selber dran denke und weiß, dass sie darauf warten, dass ich anrufe und sich sehr darüber freuen. Aber bevor ich das hinbekommen habe, musste ich mich erst einmal „verpflichten“ und mich selbst daran erinnern.
Und ich sollte mich wohl auch bei einer Reihe anderer Menschen, die mir wichtig sind, verpflichten mich regelmäßig zu melden.
Denn ich glaube, wir verlernen es, weil wir immer und überall erreichbar sind und dabei ganz vergessen uns wirklich gegenseitig zu ERREICHEN.
Danke fürs lesen.
Nicht wie ein großes Monster, dass einmal seinen Schlund aufreißt und alles ist weg. Eher wie.. irgendein kleines Tier, dass jeden Tag kommt und etwas frisst und man bekommt es gar nicht so sehr mit – erst, wenn wichtige Dinge angefressen oder sogar weggefressen wurden.
Das Internet ist unheimlich praktisch. Ich kann fast alle Dinge für die Uni über das Internet regeln, kann wichtige und unwichtige Dinge bei irgendwelchen Versandhäusern bestellen, kann meine Gedanken veröffentlichen – so wie jetzt. Das einzige was dabei vielleicht angefressen wird, ist der Einzelhandel und mein täglicher Bewegungsbedarf.
Aber etwas, was mir zur Zeit jeden Tag mehr auffällt ist, dass das Internet meine sozialen Kontakte auffrisst. Und zwar beständig und großflächig.
Eigentlich ist das paradox, schließlich gibt es Chatprogramme wie ICQ und Soziale Netzwerke wie studivz und facebook, damit man mit vielen Menschen immer und fast überall in Kontakt bleiben kann. Es ist viel einfacher eine Email zu schreiben, als einen Brief, der eine Briefmarke und einen Gang zum Briefkasten benötigt, um an sein Ziel zu kommen. Es ist auch manchmal viel einfacher mit jemanden eben übers ICQ zu schreiben, als anzurufen. Vielleicht, weil man sich schriftlich besser ausdrücken kann oder weil man sich am Telefon zu schnell verquatscht oder weil man eh schon am PC sitzt und so seine anderen Tätigkeiten nebenher fortführen kann. Demnach müsste das Internet dazu führen, dass man täglich mit vielen Menschen auf der ganzen Welt im Kontakt ist und sich regelmäßig bei den Menschen meldet, die einem wichtig sind.
Aber das passiert nicht und ich merke, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Kontakt zu den Menschen zu halten, die ich nicht immer mal wieder im echten Leben sehe, benötigt Ausdauer. Die Möglichkeit, immer und überall erreichbar zu sein führt dazu, dass man sich nicht mehr meldet, weil man ja ein andern mal die Gelegenheit dazu hat. Man verliert sich aus den Augen, lebt sein Leben, das auch fernab vom Internet stattfindet und den Anteil, den man dann wieder in die virtuelle Welt investiert, ist wirklich gering im Vergleich zum restlichen Leben.
Ich merke oft, wenn ich mit Menschen kommuniziere, die ich eine Weile nicht mehr gesehen hab, dass man eine ganze Weile braucht, um sich gegenseitig wieder auf den neusten Stand zu bringen. Je mehr in der Zwischenzeit passiert ist, desto schwieriger wird es und desto eher meldet man sich dann einfach nicht, weil es mit zu viel Aufwand verbunden ist.
Ich generalisiere das alles, weil ich es bei mir erlebe und bei anderen Menschen beobachte.
Um Kontakte und Beziehungen zu anderen Menschen zu pflegen braucht man eigentlich eine Meldepflicht. Doch meistens ist es so, dass sich das Gegenüber nicht meldet und man denkt sich: „XY meldet sich auch überhaupt nicht mehr.“ und fühlt sich selbst vielleicht vergessen und meldet sich dann selbst auch nicht bei der anderen Person. Ein wahrer Teufelskreis, wie so oft bei menschlichem Verhalten. Wir gehen von Dingen aus, die niemand gesagt hat und meistens auch niemand so sagen würde, aber wir verhalten uns so.
Beziehungen gehen kaputt, Kontakte werden abgebrochen, weil sich keiner an die Meldepflicht der menschlichen Beziehungen erinnert.
Pflicht ist auch ein hartes Wort, weil es klingt, als würde man nicht aus freien Stücken handeln.
Aber manchmal tut Pflicht gut. Seit ich in Mannheim wohne, sehe ich meine Großeltern z.B. nur noch einmal im Monat. Sie sind schon reichlich alt und ich habe das Bedürfnis ihnen etwas gutes zu tun, was aber auf Grund der Entfernung nur selten möglich ist. Deswegen hab ich mir in meinen Terminkalender eine Notiz gemacht. Jeden Montag steht drin: Oma anrufen. Klingt banal, aber es hat eine Weile gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt habe. Inzwischen muss ich es mir nicht mehr aufschreiben, weil ich von selber dran denke und weiß, dass sie darauf warten, dass ich anrufe und sich sehr darüber freuen. Aber bevor ich das hinbekommen habe, musste ich mich erst einmal „verpflichten“ und mich selbst daran erinnern.
Und ich sollte mich wohl auch bei einer Reihe anderer Menschen, die mir wichtig sind, verpflichten mich regelmäßig zu melden.
Denn ich glaube, wir verlernen es, weil wir immer und überall erreichbar sind und dabei ganz vergessen uns wirklich gegenseitig zu ERREICHEN.
Danke fürs lesen.
Kommentare