Nicht nur gut.

Ich habe mich heute gefragt, was passieren würde, wenn das Wort „gut“ von jetzt auf gleich aus unserem Wortschatz verschwinden würde. Vermutlich würden wir es nicht direkt merken, je nach dem, wie oft wir es im Alltag verwenden. Aber spätestens wenn wir auf eine Menge an Menschen treffen, bei der dich fast jeder fragt: „Wie geht’s dir?“ würde es uns auffallen, wenn wir nicht mehr einfach nur „gut“ sagen könnten. In manchen Fällen wurde das „Gut“ bereits durch ein „Geht so“ oder „Muss ja“ ersetzt. Aber vom Prinzip her kommt es aufs gleiche drauf raus: Wir geben eine kurze, nicht sehr tiefgehende Antwort, damit man sich entweder der nächsten Person oder dem eigentlich Gesprächsanliegen zuwenden kann.
Was würde wohl passieren, wenn man zu jemandem geht und sagt: „Wie geht es dir? Ich will mindestens fünf Sätze von dir als Antwort bekommen!“ Das würde fast jeden Menschen herausfordern, glaube ich.

Ich kann verstehen, wenn man sich auf die Kurzantwort-Variante beschränkt – ich mache das auch allzu oft. Warum? Meistens nur aus dem einen Grund: Ich weiß nicht, ob es mein Gegenüber wirklich interessiert, wie es mir geht. Und ich gehe jetzt nicht zwingend davon aus, dass es einem total beschissen geht und man sich deswegen nicht dem anderen direkt anvertrauen oder ihn belasten möchte. In dem (hoffentlich) normalen Fall, dass es einem „gut“ geht, antwortet man nicht mehr als das. Denn wenn man mehr antwortet, erzählt was einen gerade bewegt oder was man so tut, dann will man, dass der andere einem zuhört, Interesse zeigt, sich nicht direkt dem nächsten zuwendet oder eigentlich nur fragen wollte, ob du dies oder jenes für ihn übernehmen kannst. Aber zu oft haben wir nicht die volle Aufmerksamkeit unseres Gegenübers. Genauso wenig wie wir demjenigen, den wir die „Wie gehts“-Frage stellen unsere volle Aufmerksamkeit schenken und unsere Ohren und unser Herz für ihn öffnen.

Es ist soviel einfacher nur mit „gut“ oder „geht so“ zu antworten, als einfach in ein paar Sätzen zu sagen, was einen bewegt. Dabei könnte man eine Menge miteinander teilen, für einander da sein, sich mit dem anderen freuen und all das. Aber wenn man ein „Gut“ bekommt, hakt man nicht nach. Weil wir uns so daran gewöhnt haben. Es ist ein Austausch von Höflichkeitsfolskeln. Und es geht so dermaßen an dem vorbei, was es bedeutet, Freundschaft und simple Zwischenmenschlichkeit zu leben.

Sag nicht nur „gut“. Sag mehr. Damit wir mehr teilen als eine abgekaute Floskel.

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