Nichts Neues. Oder?
„Erzähl mir doch mal, was gibt es
Neues bei dir?“ Immer diese Frage, die man fragt und gefragt wird
und die man so selten zu beantworten weiß. Es gibt nicht viel Neues,
denn im Leben treiben wir vor uns hin. Der Alltag lässt uns schnell
alles gleich erscheinen. Was gibt es also Neues? Ich bin heute Morgen
aufgestanden, so wie jeden Tag in meinem Leben, dass ist also mehr
als Routine und überhaupt nichts Neues. Genauso wie der Rest des
Tages. Unterschiedliche Mahlzeiten mit unterschiedlich viel Liebe und
Enthusiasmus zubereitet. Ein bisschen was geschrieben, telefoniert,
gearbeitet. Aber das alles ist nichts Neues. Was gibt es Neues im
Leben? Scheinbar nichts.
Und das ist sehr scheinbar. Denn im
Leben der meisten Menschen passiert eine ganze Menge. Viele Prozesse,
vieles was sich verändert ist nicht immer auf den ersten Blick
sichtbar. Manches wächst im Inneren, anderes verdeckt und versteckt.
Und bei allem gilt:
Im Blick zurück entstehen die Dinge.
(In Höchsten Höhen – Tocotronic)
Ich habe an eine Freundin einen Brief
geschrieben, in dem ich ihr von den wichtigsten Dinge meines Lebens der letzten vier Monate erzählt habe. Es wurde ein langer Brief. Und ja, mein Jahr 2012 ist sehr
turbulent und deswegen gibt es eigentlich viel Neues. Aber manchmal
vergisst man das, kann das Leben nicht als ein sich immer wieder
erneuerndes Etwas wahrnehmen. Vielleicht weil wir nicht erwarten,
dass es sich erneuert. Vielleicht, weil die gelegentliche
Eintönigkeit des Alltags viel mehr schluckt, als einem lieb ist.
Vielleicht, weil wir das Leben nicht tief genug ausschöpfen.
Vielleicht, weil wir uns nur auf offensichtliches stürzen und
vergessen, auf die Neuerungen zu achten, die unsere Seele, unser
Herz, unsere Erkenntnis betreffen.
Stell dir vor, jemand fragt dich: „Was
gibt es Neues bei dir?“ und du antwortest ihm: „Ich habe erkannt,
dass ich meine Zeit falsch nutze und versuche jetzt mein Denken und
meinen Tagesablauf so zu verändern, dass ich mehr Zeit habe, für
die Dinge, die mir wichtig sind.“ oder „Ich habe festgestellt,
dass sich ein Tag viel besser überstehen lässt, wenn man sich nicht
von seinen negativen Gefühlen runterziehen lässt.“ Es wären
zumindestens mal interessantere Antworten als „Nicht viel.“ oder
„Nichts besonderes.“
Manchmal erkennen wir erst in der
Reflexion, was sich in unserem Leben alles verändert. Und manchmal
verschluckt unser Alltag viel von den Dingen, die sich verändern und
die uns vielleicht sogar Freude bereiten könnten. Es wäre ein und
mehrere Versuche wert, mehr auf die Neuerungen als auf den
Alltagstrott zu achten. Sich an dem orientieren, was sich verändert
und nicht in der grauen Masse versinken. Auch wenn man nicht immer
auf alle Veränderungen steht – früher oder später sind sie
meistens besser, als der Stillstand. Und dann sollte man die Zukunft
nicht aus den Augen lassen. Denn:
Im Blick nach vorn entsteht das Glück.
(In Höchsten Höhen – Tocotronic)
Danke fürs Lesen.
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