Reaktionszeit
Viele Dinge im Leben machen wir
automatisch. Und meistens unheimlich schnell. Besonders beim
Autofahren ist es faszinierend, wie sehr alle Handlungen in Fleisch
und Blut übergehen und man sie macht, ohne lange darüber
nachzudenken. Man schaltet, blinkt, bremst, lenkt, blickt und das oft
zum Teil gleichzeitig und manchmal auch wirklich schnell.
Es gibt so vieles, was man im Alltag
macht, über das man nicht mehr nachdenkt. Manchmal kann man sich gar
nicht mehr daran erinnern und es fällt einem schwer sich zu
vergegenwärtigen, ob man es wirklich getan hat oder nicht. Bei
manchen Dingen ist es gut, denn dann ist es ein Zeichen dafür, dass
man sich an die Regelmäßigkeit der Tätigkeit gewöhnt hat und man
nicht mehr bewusst handeln muss.
Bei anderen Dingen merkt man gar nicht,
dass man sie tut, weil man sie unbewusst und im Normalfall so
nebenbei, dass es einem nicht auffällt. Ich bin beispielsweise
jemand, der andere Menschen immer beobachtet. Ich höre sehr viel und
meistens sehe ich noch mehr. Und dann denke ich auch noch darüber
nach. (In dem Post „Augen, Herz und Hirn“ bekommt man einen
kleinen Einblick in meinen Beobachtungsalltag..) Ich mache das nicht
absichtlich oder verkrampft. Ich bin nicht bemüht, alles
aufzunehmen, es kommt von alleine. Mir fällt es meistens erst im
Nachhinein auf, was ich alles mitgenommen habe. Die Menschen, die ich
beobachte, bekommen es vermutlich eher selten mit.
Außer in einer Ausnahme: Wenn ich
gesundheitlich angeschlagen bin, verändert sich meine Reaktionszeit.
Erheblich. Dann passiert vieles zeitversetzt. In Gesprächen sind
meine Gedanken oft schneller, als mein Mund sprechen kann. Das
Autofahren verlangt viel mehr Konzentration. Und auch das Beobachten
ist nicht mehr so einfach. So passiert es mir, dass ich
beispielsweise im Supermarkt stehe und Menschen an mir vorbeigehen,
die ich automatisch registriere, sehe, was sie kaufen und
meistens nehme ich noch kurz wahr, in welcher Stimmung sie sich
bewegen. Im Normalfall sehe ich das mit einem Blick und sofort
richtet sich meine Konzentration wieder auf meinen eigenen Einkauf.
Wenn ich krank bin, passiert es, dass ich stehen bleibe, all das sehe
und die Menschen weiter ansehe, auch wenn der Wahrnehmungsaugenblick
schon längst vorüber ist. Und dabei fällt mir dann erst bewusst
auf, dass ich die Menschen um mich herum so sehr beobachte. Ich
erstarre quasi für ein paar Sekunden, bin abgelenkt von meinem
eignen Vorhaben. Und die veränderte Reaktionszeit macht mir das erst
bewusst.
Ich finde das sehr spannend (und in den
Situationen immer etwas peinlich), dass man auch solche Dinge im
Unterbewussten tut und man sie eigentlich gar nicht wirklich
mitbekommt. Erst durch solche verzögerten Reaktionszeiten oder in
der Reflektion nimmt man wahr, was man alles tut.
Wir leisten täglich eine ganze Menge
mit unserem Denken, Fühlen und Handeln. Das darf man sich
zwischendurch mal bewusst machen.
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