Mein Nudelfrust.
Jetzt schreibt sie also doch übers Essen. Aber wer mich
kennt und diesen Blog liest, weiß, dass ich auch aus Bananenschalen
Lebensweisheiten ziehen kann….
Ich esse gerne Nudeln. Mein Mann noch lieber als ich. Nudeln
sind toll, schnell zubereitet, günstig, mit einigen Rezeptvariationen sehr
vielfältig und sie geben einem ein gutes Gefühl im Magen. Deswegen verzichte
ich auch ungern auf sie. Wer sich auskennt, weiß aber auch, dass Nudeln nicht
besonders arm sind. Nein, sie sind stinkreich an Kohlenhydraten. Was ja auch
nicht schlimm ist, ich gönn ihnen das! Und mir gönne ich diese Nährstoffe auch.
Letztens sogar in Form einer riesigen Portion Spaghetti Aglio oilio (in meiner
Familie heißen sie liebevoll „Spaghetti Armer Vampir“). Einen riesen Teller voll.
Es war so lecker! Und ich fühlte mich danach voll und glücklich und richtig „pastasatt“
und dachte: Ich brauche heute nix mehr zu Essen.
1 ½ Stunden später meldete mein Magen ans Gehirn: HUNGER!
HUNGER! MEHR NUDELN! MEHR IRGENDWAS! WIR BRAUCHEN MEHR ESSEN! MEHR ESSEN!
Ich dachte, ich höre nicht richtig. Wie konnte das sein? Ich
hatte doch eben erst so viel gegessen. Und es war nicht diese Art von Hunger „Achja,
so ein kleines Stück Schokolade wäre jetzt auch nicht schlecht.“, sondern die
Art von: Wenn ich jetzt nicht sofort was esse, geht ein bisschen die Welt unter
und vor allem meine Laune in unbeschreibliche Abgründe! Ich war unglaublich
frustriert. Jetzt hatte ich mir schon so
eine große Portion gegönnt und mein Körper dankt es mir in Form von Hunger.
Hatte ich mich eben nicht noch so satt und glücklich gefühlt? Wie kann etwas so
schnell verpuffen?
So einen Frust gibt es oft im Leben: Dinge, Gefühle,
Situationen, Entscheidungen, Begegnungen, die sich für den Moment an richtig
gut und zufriedenstellend anfühlen, aber deren Wirkung so schnell verpufft,
dass man gar nicht so schnell gucken kann. Das bedeutet nicht, dass sie keine
Berechtigung in unserem haben oder dass sie total falsch und böse sind. Es
bedeutet nur, dass wir ihnen vielleicht weniger Gewicht geben sollten. Eine
gute Begegnung mit einer Person, mit der wir sonst Schwierigkeiten haben, ist
schön, aber sie bedeutet nicht, dass jetzt für immer alles in Ordnung ist. Ein
gutes Gefühl ist schön und wohltuend, aber es bedeutet nicht, dass das Leben
nicht weitere Herausforderungen mit sich bringt. Eine riesen Portion Nudeln ist wie die Höhen in unserem Leben, die uns glauben lassen, nichts könnte
jemals wieder schlimm werden. Höhen gehören zum Leben, genauso wie Tiefen. Aber
es ist unsere Entscheidung, wie tief wir fallen. Wenn wir darauf achten,
ausgeglichen zu sein und wir die Höhen schätzen ohne sie überzubewerten, wird
der Fall nicht so hart, wenn es mal wieder mehr in die Tiefe geht. Klingt das jetzt sehr pessimistisch? Ich finde
nicht. Das Leben wird niemals nur hoch und nur tief sein und auch nie immer nur
irgendwo dazwischen. Aber der Frust wird geringer, wenn man sich genau das klar
macht. Leben ist unterschiedlich. Mal schön, mal anstrengend, mal fröhlich, mal
traurig, mal erfrischend, mal ermüdend. Die Kunst ist, darin eine gewisse
Gelassenheit zu entwickeln. Denn:
Gelassenheit ist die Kraft derer, die Frieden stiften.
(Jörg
Zink)
Ist die Konsequenz aus meinem Nudelfrust jetzt, dass ich nie wieder Nudeln esse? Nein, auf keinen Fall. Aber ich werde nicht mehr erwarten, dass sie mich langristig satt machen und darauf achten, dass ich mehr Eiweiß zu mir nehme, das ist nämlich unspektakulärer, aber sättigender.
Auf baldigst!
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