Aus tiefstem Herzen
„Ich
sage, was ich denke, damit ich weiß, was ich denke.“ Im Gespräch
mit anderen Menschen habe ich manchmal das Gefühl, dass dieser Satz
ganz treffend ist. In guten Gesprächssituationen kann es passieren,
dass man plötzlich Worte für etwas findet, was man vielleicht noch
nie richtig in Gedanken formuliert bekommen hat. Manchmal geben sich
Menschen aber auch nicht so viel Mühe, ihre Gedanken in ihrem eignen
Köpfchen zu verarbeiten, sondern hauen einfach alles raus, was ihnen
durch den Hirnkanal rennt.
In
meinem Kopf sind eigentlich immer mehr Gedanken als ich jemals
aussprechen könnte (außer ich würde 24 Stunden am Stück reden und
selbst dann bin ich mir nicht sicher, ob alles gesagt werden könnte).
Ich weiß, dass es gar nicht notwendig ist, alle meine Gedanken zu
teilen. Manches ist völlig unwichtig, manches nur für mich wichtig.
Anderes ist „nicht geeignet für die Öffentlichkeit“ und wieder
anderes traue ich mich nicht, auszusprechen. Vieles mache ich mit mir
in meinem Kopf aus. Das kann gut sein. Ich finde es erstrebenswert,
nicht alles immer rauszuplappern, sondern sich seiner Worte und ihrer
Wirkung bewusst zu sein, egal in welchem Zusammenhang. Wenn man für
etwas Feuer gefangen hat, passiert es natürlich schneller, dass man
sich in einem Thema ereifert (egal ob es die Ohren der anderen so
interessiert wie einen selbst). Aber oftmals kommt aus meinem Mund
weniger als das, was eigentlich in meinem Kopf und meinem Herz sind.
Dabei
ist es so viel Wert, dass Herz sprechen zu lassen. Nicht unbedingt
aus der wilden, akuten Emotion heraus, sondern aus dem stillen,
tiefen Herz. Denn wenn man das, was in der Stille und in der Tiefe
des Herzens sitzt, nicht ausspricht, kann es so schnell passieren,
dass Menschen sich nicht ernst genommen, nicht wahr genommen, nicht
wert geschätzt fühlen. Weil die oberflächlichen Worte (die sogar
dieselbe Intention haben können) nicht dieselbe Wirkung haben. Es
kann heilsam sein, nicht nur das Endprodukt der Gedanken und Gefühle
dem Gegenüber entgegenzuhalten, sondern auch die Hintergründe, den
Weg dort hin auszusprechen. Nicht um sich zu rechtfertigen oder einen
Seelen-Stripteas hinzulegen, sondern um dem Endprodukt mehr Tiefe und
mehr Herz zu geben. Denn in der Tiefe wachsen die Herzbeziehungen.
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