Jammerlappen

Wir Menschen sind in den meisten Zeiten unseres Lebens von einer unglaublichen Unzufriedenheit geprägt. Gar nicht immer bewusst. Aber wenn man mal mitschreiben würde, wie oft man sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden über etwas ärgert oder aufregt, seinen Missmut verkündet, grummelt, schimpft, die Augen verdreht, flucht, jammert und unzufrieden ist – ich bin überzeugt, man hätte eine Menge zum aufschreiben und die Liste wäre extrem lang.

Wie schnell verspüren wir Missmut, wenn etwas nicht funktioniert, wenn Dinge anders laufen, als wir uns das gedacht haben. Manchmal ist es auch ganz gut seinem Ärger Luft zu machen und die Dinge, die einen stören auch mal auszusprechen.

Aber ich sehe – vor allem an mir selbst – wie schnell man dahin kommt, sich einfach über alles aufzuregen, was anders ist als gedacht oder was uns im Moment nicht in den Kram passt oder uns anstrengt.
Ein Beispiel:
Das ganze Semester erzähle ich allen Menschen, dass ich nur eine Klausur schreiben muss und dass ich so viel lieber Hausarbeiten schreibe, weil das ja alles so praktisch ist. Kurz vor der einzigen Klausur bin ich ziemlich angestrengt vom Lernen und freue mich fast auf die Hausarbeiten.
Und jetzt ist die Zeit da, in der ich meine beiden Hausarbeiten schreiben DARF. Und was mache ich? Ich jammere. Über Ideenmangel, Zeitschwund, Motivationsprobleme und haufenweise Arbeit.

Ist das nicht eigentlich bekloppt? Ich studiere das, was mir Spaß macht und werde geprüft in einer Form, die mir sehr zuspricht und ich bin nicht in der Lage, einfach das Jammern, Jammern sein zu lassen und zu arbeiten?

Ich glaube, es geht uns im Leben oft so. Wenn wir mit Dingen beschäftigt sind, die uns anstrengen sehen wir auf die Dinge, die uns Freude bereiten und mit denen wir besser zurecht kommen. Und wenn diese Dinge dann dran sind, sind wir unzufrieden, weil sie doch auch mit Arbeit verbunden sind. Es geht sogar soweit, dass wir Urlaubsvorbereitungen als lästig und den Besuch von Freunden und Verwandten als Stress empfinden.

Wir schwimmen also quasi von einem Jammerloch ins nächste und reiben uns jedes Mal ordentlich mit Selbstmitleid ein und rufen allen zu, dass sie doch mal sehen sollen, wie sehr wir uns abquälen.

LASST UNS DAMIT AUFHÖREN!

Wer immer jammert wird niemals glücklich werden. Natürlich ist das Leben anstrengend, natürlich führt Arbeit nicht immer zur Entspannung, natürlich haben wir alle eine Menge um die Ohren.
Aber lasst uns die Zeiten, die wir miteinander nicht damit verbringen unsere Kommunikation mit Jammerei zu verseuchen. Lasst uns erzählen, welche Dinge gut gelaufen sind, wann wir uns gefreut und gelacht haben und auch wann wir traurig und bedrückt waren. Lasst es uns erzählen und Anteil nehmen. Aber lasst uns aufhören uns in Jammerlöchern zu suhlen. Und vor allem lasst uns aufhören über die Dinge zu jammern, die wir uns ausgesucht haben und die uns eigentlich, grundsätzlich Spaß machen. Sonst wird das nie was mit der Zufriedenheit. Und die wünschen wir uns doch eigentlich, oder?

Danke fürs Lesen!

Kommentare

Anonym hat gesagt…
und mal wieder hast du das formuliert, was mich seit Längerem beschäftigt. Echt schön beschrieben, gefällt mir sehr!!
Mumie hat gesagt…
Du hast ja soooo Recht und ich bin ganz deiner Meinung. Vielleicht sollte man sich gegenseitig darauf aufmerksam machen und helfen, dagegen zu steuern.
lisa hat gesagt…
sehr sehr schön mein Liebes.
im Moment schaffst du es unglaublich oft, meine Gedanken einzufangen und perfekt niederzuschreiben. schön.
ich geh' mir im Moment selber schrecklich auf die Nerven weil ich nur rumheule^^

auf dass wir weniger meckern und jammern ;)

liebste grüße
mary lou hat gesagt…
das hat aber auch immer etwas mit unserer motivationalen - kognitiven Grundeinstellung zu tun und diese ist laut antonovsky abhängig von unserem Kohärenzsinn, also von unserem emotionalen empfinden ein sinnvolles leben zu führen oder nicht und inwiefern wir die reize und anforderungen unseres Lebens reflektieren und einordnen können und inwiefern wir uns über unsere Ressourcen (Widerstandsquellen) bewusst sind und sie situationsangemessen einsetzen können.... ich finde: ein sehr interessanter Ansatz, denke aber das es vorrangig erstmal auch eine Frage des Wollens ist... und ich gebe dir vollkommen recht, dass wir ein leidendes Volk ^^
schön von dir zu lesen...

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