Entwöhnungskur
An viele Dinge im Leben gewöhnt man sich. An Musik, an Menschen, an Lebensumstände, an Gefühlszustände. Aber die Gewöhnung bedeutet nicht immer gleichzeitig, dass wir diese Dinge besonders mögen. Oder dass sie uns gut tun. Und selbst wenn wir die Musik mögen, die Menschen lieben, das Gefühl sich gut anfühlt, ist es nicht immer so sinnvoll sich damit zuzudröhnen.
Dann ist es manchmal nötig Abstand zu nehmen. Das geht natürlich nicht automatisch. In den seltensten Fällen kann man von heute auf morgen den Kontakt zu einer Person abbrechen oder sich von Gefühlen lösen und sich nach neuer Musik umzuschauen. Und Lebensumstände lassen sich am aller wenigsten spontan verändern. Aber man kann sich entwöhnen und manchmal ist das nötig, um die Dinge irgendwann mal wieder genießen zu können.
Ich habe heute ein Album wieder gefunden, dass ich sehr lange nicht gehört habe, mehr oder weniger bewusst. Eine Zeit lang, als es mir überhaupt nicht gut ging, habe ich diese Musik Tag und Nacht gehört und Kraft daraus gezogen. Als die schwere Zeit jedoch vorbei war und ich diese Musik hörte, brachte sie jedes Mal die schmerzhaften Erinnerungen wieder mit. Ich hatte mich an die Musik in Verbindungen mit den negativen Gefühlen gewöhnt. Und jetzt löste die Musik wieder die gleichen Gefühle aus, auch wenn sich alle Umstände geändert hatten.
Nachdem ich die Musik bestimmt ein Jahr oder länger nicht mehr gehört habe, war sie heute für mich wie eine Neuentdeckung. Und es hat mir gefallen. Und die traurigen Gefühle waren nichts im Vergleich zu den neuen Gefühlen und Gedanken, die mir zu der Musik kamen.
Abstand kann dazu führen, dass wir von angewöhnten Gefühlen und Gedanken weg kommen und Dinge neu entdecken können. Und das funktioniert auch bei Menschen. Nicht immer, aber manchmal. Wenn man Abstand von einander nimmt, (negative) Gefühle und Gedanken abklingen lässt, neue Erfahrungen macht, andere Umstände sich ergeben, dann kann man sich wieder finden und neu entdecken und vielleicht sogar wieder zu einander finden.
Das schwere daran ist wohl nur, die Gewöhnung abzulegen.Und sich einzugestehen, dass einem manches zur Zeit nicht gut tut. Und darauf zu hoffen, dass es vielleicht irgendwann nochmal einen Zeitpunkt gibt, wo man sich wieder zuhören und vertrauen und respektieren kann und miteinander lachen will.
„Denn das Leben geht weiter. Bleib nicht stehen, geh mit ihm!“
Danke fürs Lesen!
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