Was wäre wenn...
Es ist Anfang Januar. Einer der ersten
Tage im neuen Jahr. Das Wetter draußen vor dem Fenster schwankt
zwischen winterlicher Schneelandschaft und graubraunen Matsch. Es ist
kalt und ich bin müde. Das neue Jahr, das vor mir liegt, ist ein
graues Nebelfeld mit wenig Lichtern. Was kommen wird ist unklar, was
bleiben wird nicht sichtbar und das was gehen wird, versteckt sich.
Ich könnte Trübsal blasen auf meiner Selbstmitleidsoboe. Ungehalten
sein über die Unsicherheiten. Panisch im Kreis rennen oder
Winterschlaf einlegen. Alles würde mein Innerstes befriedigen. Aber
nichts würde mich davon irgendwo hinbringen. Doch wo will ich hin
und welches Gefährt bringt mich dorthin, Ganz ohne alle Antworten zu
kennen und den völligen Durchblick von jetzt auf gleich zu haben?
Folgender Satz bringt mich in den letzten Tagen immer wieder
mindestens gedanklich in Bewegung:
Zu deutsch: Was wäre wenn du morgen
nur mit den Dingen aufwachst, für die du Gott heute gedankt hast?
Ein Gedankenexperiment. Wie viele Tage würde ich mit viel weniger
aufwachen, als ich eigentlich habe? Ich glaube, dass es Gott nicht
nötig hat, dass wir ihm jeden Abend unseren Kühlschrankinhalt
vorbeten und hoffen, dass die Fleischwurst am nächsten Morgen noch
am gleichen Fleck liegt. Aber die Haltung ist entscheidend. Wie
vieles nehme ich für selbstverständlich hin. Wie viel mehr Zeit
verbringe ich mit Sorgen anstatt mit Dankbarkeit? Ich habe heute
einer Freundin, die Medizin studiert, für Mediziner gedankt. Und
obwohl dem kritischen Denker sicherlich gleich eine ganze Liste an
Kritikpunkten an der Ärzteschaft, dem Gesundheitssystem im
Allgemeinen und dem blöden Hausarzt von neben an im Speziellen,
einfallen, bin ich dankbar, dass es Menschen gibt, die mit
Leidenschaft um das Wohl anderer bemüht sind. (Vor allem weil ich da
so völlig unbeholfen bin.)
Wenn ich morgen ohne Mediziner
aufwachen würde, würde es mir hoffentlich nicht direkt auffallen,
weil ich gerade keinen brauche. Aber für tausende andere wäre es
der Tod. Ist die Dankbarkeitsliste also noch länger als meine
Einkaufliste, weil ich noch alles andere auch abhaken muss, was mich
gerade nicht betrifft? Wieder muss ich Gott nicht zum Narren halten.
Aber auf die Haltung kommt es an. Und wenn ein Funke Dankbarkeit da
ist, schmeiß' ein Streichholz rein. Licht hat noch nie geschadet und
Dankbarkeit auch nicht – im Gegenteil, sie führt erwiesener maßen
zu einem gesünderem Leben. Ich bin froh, dass Gott mein Leben nicht
nur nach meiner Dankbarkeit segnet. Sonst wäre ich ein armer Mann..
ach nee Frau.. ein armes Wesen. Dabei gibt’s doch so viel zum
Danken... Oder? Selbst wenn alles andere im Nebel liegt.
Kommentare
ich schaue immer mal wieder bei dir rein und dachte, vielleicht hast du Lust bei dieser Aktion mitzumachen: http://schreibtrieb.aeom.de/Blog/?p=2024
LG Eva