13 - Mangelware?

Man kann nicht wirklich sagen, dass wir hier in Westeuropa in einer Mangelgesellschaft leben. Besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit boomt der Konsum, jeder läuft durch die Geschäfte und sucht nach irgendetwas, von dem er meint, dass es jemand anderem gefallen könnte. Wir können uns alles mögliche und unmögliche kaufen. Bei den Wunschzetteln geht es meistens nicht um ein „das brauche ich“, sondern eher um ein „das wollte ich mir immer schon mal kaufen“ oder ein „das wäre auch ganz nett in meiner Sammlung“ - und das ist ja auch vollkommen in Ordnung. Wir haben genug Geld, um es für Dinge auszugeben, die wir nicht zum Überleben brauchen.

Das einzige, was wir nicht haben, das was in unserer Gesellschaft wirklich Mangelware ist, ist ZEIT. Wer hat schon Zeit? Gut, wir bekommen jeden Tag vierundzwanzig Stunden zur Verfügung gestellt. Aber die sind eigentlich alle ausgebucht, bis auf ein paar Minütchen zwischendurch.

Dabei ist es erstaunlich wofür wir Zeit haben und wofür nicht. Ein völlig überflüssiges Youtubevideo geht immer – aber jemanden mal kurz anrufen, einfach um sich bei ihm zu melden? Ein bisschen auf dem Handy rumsurfen geht – aber jemanden kurz helfen, den Einkauf zu tragen?
So viele Dinge verbrauchen so wenig unserer Zeit und wir tun sie trotzdem nicht. Warum? Weil das meistens Dinge sind, die uns ein bisschen Überwindung kosten, bei denen es nicht nur um uns und unser Wohl geht. Den Hausflur zu putzen kostet mich maximal 15 Minuten und trotzdem kostet es mich meistens einen halben Tag um mich dazu motivieren.

Letztens bin ich zum Bahnhof gelaufen und es hat ziemlich krass geregnet. Ich lief an einem Parkplatz vorbei, wo gerade eine Frau aus dem Auto stieg und durch den Regen zum Parkticketautomaten hetzte. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf zu ihr zu gehen und mit ihr für die Zeit des Geldeinwerfen und Ticket ziehen meinen Regenschirm zu teilen.... Ich hab es nicht gemacht. Keine Ahnung warum. Ich hätte die Zeit gehabt, die paar Sekunden dort stehen zu bleiben. Und die Frau hätte sich sicherlich gefreut. Aber ich hab die Gelegenheit nicht genutzt, die Zeit nicht genutzt. Sondern hab dafür noch bisschen frierend auf dem Bahnsteig gestanden – super Alternative.

Die Stunde ist kostbar. Warte nicht auf eine spätere, gelegenere Zeit.
Katharina von Siena

Lasst uns aufhören, unsere Zeit zu verplempern. Lasst und anfangen, Gelegenheiten zu nutzen, wenn wir und die Zeit es zulassen. Lasst uns aufhören darauf zu warten, dass sich ein besserer Zeitpunkt ergibt. Es gibt keinen bessern Zeitpunkt als jetzt.

Danke fürs Lesen.

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