17 - Angenommen...
Gestern habe ich darüber geschrieben, dass man sich manchmal ziemlich mies und überflüssig fühlen kann. Und dass man nie weiß, was noch aus einem wird und was man noch alles tun wird.
Aber man denkt nicht oft daran. Wir sind nicht zufrieden mit dem was wir sind, was wir können, wie wir aussehen und was wir machen. Es gibt scheinbar immer jemanden, der es noch besser kann als wir. Und wenn wir uns was phänomenal Neues ausgedacht haben, brauchen wir oft nicht lange zu googlen um festzustellen, dass jemand anderes den gleichen Einfall hatte.
Wir kämpfen mit Neid. Also wir kämpfen nicht immer. Manchmal suhlen wir uns auch im Neid, fühlen uns dort wohl und können gar nicht aufhören mit dem Vergleichen. „Welche Note hast du?“ - Ha, ich bin besser! „Hast du schon alle Weihnachtsgeschenke?“ - Ich bin ja zum Glück schon fertig mit Suchen. „Wie viele Freunde hast du?“ - Oh man, bin ich eine einsame Sau. „Du machst das echt klasse!“ - Und ich will das jetzt sofort auch so können, oder noch besser.
Vielleicht übertreibe ich ein bisschen. Und natürlich steckt nicht hinter jeder von diesen Fragen immer der Neid. Aber leider allzu oft. Ich glaube, manchmal können wir gar nichts dafür. Wir werden auf Konkurrenz und Vergleich gedrillt. Wir brauchen Ehrgeiz um voranzukommen. Wer rastet der rostet. Und wenn wir uns nicht vergleichen, wissen wir ja gar nicht, was wir noch alles erreichen können, oder?
Wenn wir uns selbst so annehmen, wie wir sind,
dann nimmt dadurch unser Hunger nach Macht oder Anerkennung ab.
Das Problem ist nur: Der Neid wird uns immer dazu bringen, dass wir nicht erkennen können, wer wir selbst sind und was unsere Fähigkeiten sind. Und solange wir das nicht können, werden wir uns selbst auch nicht annehmen. Uns akzeptieren mit unseren Stärken und Schwächen. Sondern immer auf der Suche nach Anerkennung, nach Egostreichlern und vor allem, und das ist wohl das Schlimmste, nach Macht sein. Denn wenn wir selbst in einer Position der Macht sind, und sei es nur der Referatsgruppenleiter, können wir andere Menschen kommandieren und bekommen selbst das Gefühl, dass wir mehr können nur weil wir über ihnen stehen. Aber wenn wir erstmal erkannt haben wer wir wirklich sind, dann brauchen wir nicht mehr so viele andere mit denen wir uns vergleichen und die uns sagen, wie toll wir doch sind. Und wir brauchen uns auch nicht mehr aufzublasen, um irgendeine Schwäche zu verstecken. Denn dann wissen wir, was wir können und wer wir sind und mit mehr Zufriedenheit durch die Welt gehen.
Das ist ein riesiges Projekt, wenn man versucht sich selbst anzunehmen. Aber es ist sehr lohnenswert.
Danke fürs Lesen.
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