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Es werden Posts vom Oktober, 2015 angezeigt.

Aus tiefstem Herzen

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„ Ich sage, was ich denke, damit ich weiß, was ich denke.“ Im Gespräch mit anderen Menschen habe ich manchmal das Gefühl, dass dieser Satz ganz treffend ist. In guten Gesprächssituationen kann es passieren, dass man plötzlich Worte für etwas findet, was man vielleicht noch nie richtig in Gedanken formuliert bekommen hat. Manchmal geben sich Menschen aber auch nicht so viel Mühe, ihre Gedanken in ihrem eignen Köpfchen zu verarbeiten, sondern hauen einfach alles raus, was ihnen durch den Hirnkanal rennt. In meinem Kopf sind eigentlich immer mehr Gedanken als ich jemals aussprechen könnte (außer ich würde 24 Stunden am Stück reden und selbst dann bin ich mir nicht sicher, ob alles gesagt werden könnte). Ich weiß, dass es gar nicht notwendig ist, alle meine Gedanken zu teilen. Manches ist völlig unwichtig, manches nur für mich wichtig. Anderes ist „nicht geeignet für die Öffentlichkeit“ und wieder anderes traue ich mich nicht, auszusprechen. Vieles mache ich mit mir in meinem Kopf aus

Abstand gewinnen.

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Jahrelang habe ich Tagebuch geschrieben. Weil ich bekanntermaßen gerne schreibe und manche Lebensmomente gerne festhalte und manchmal einfach „mein Hirn freischreiben muss“. Gerne passiert das aus der akuten Situation heraus. Liebes Tagebuch. Heute ist alles Scheiße. Liebes Tagebuch. Heute ist alles toll. Liebes Tagebuch. Ich bin müde. Liebes Tagebuch. Ich kann nicht schlafen. Ich schreibe dann quasi „im Affekt“ - also aus der Situation heraus. Ich gebe dem akuten Gefühl, dass mein Herz scheinbar übermannt, Raum auf dem Papier, vor allem damit es nicht mehr so viel Platz in mir drin einnimmt. Dieser Weg ist aber nicht gut durchdacht. Denn zum einen schreibe ich nicht ALLES auf, also nicht aus jeder Emotion. Besonders schöne Momente will ich nicht „an das Papier verschwenden“ sondern in meinem Herzen festhalten, besonders blöde Momente schreibe ich auch nicht auf, weil ich mich ja nicht für immer an diese oder jene vielleicht peinliche Situation erinnern will. Zum

Im Affekt!

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Als ich zur Schule ging, kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Klassenkameraden, bei der der eine  mit einem Gegenstand auf den Kopf des anderen einschlug. Das Entsetzen war groß und zog eine Menge Konferenzen nach sich, aber noch bevor dem Schlagenden irgendein Vorwurf gemacht werden konnte, rief er – in meiner Erinnerung beide Hände abwehrend in die Luft streckend: „Das war im Affekt!“ Da hatte jemand ein schlaues Wort aufgegriffen und gleich mal angewendet. Denn es bedeutet, dass er nicht nachdenkend gehandelt hat, sondern aus einem erregten Gemütszustand heraus und deswegen nicht unbedingt im vollen Maßen bestraft werden kann. Diese Rechtfertigung ist mir sehr ins Hirn gebrannt. Es klang so, als ob damit alles entschuldigt sei. Aber ist es da? Können wir uns (jetzt mal fernab von großen juristischen Fragen) damit rechtfertigen, dass wir „im Affekt reagiert haben“? Dass uns die Emotionen überrannt haben und wir keinen „kühlen Kopf“ bewahren konnten? Dass wir n