Das Unselbstverständliche.

Wenn man so durchs Leben geht, passieren immer mal wieder Dinge, die uns völlig aus der Bahn werfen. Das können Dinge sein, mit denen wir nicht gerechnet haben oder die, selbst wenn wir mit ihnen gerechnet haben, uns so sehr erschüttern oder verwirren, dass wir sie nicht einordnen können. Wir reden dann davon, dass etwas Besonderes passiert sei oder etwas unser Leben völlig auf den Kopf gestellt hat oder einfach von der Normalität abgewichen ist.
Es gibt andere Dinge, die wir für völlig selbstverständlich halten. Selbstverständlich ist das, womit wir rechnen. Selbstverständlich ist z.B. bestimmtes Wetter zu einer Jahreszeit. Selbstverständlich ist für uns, dass nun die ganze Welt wieder Grün wird, dass die Vögel zwitschern, um die Sonne sich wieder mehrmals am Tag zeigt. Selbstverständlich ist für uns auch oft, dass wir gesund sind, dass wir einen Ort haben den wir Zuhause nennen, das wir Menschen haben die uns in unserem Leben begleiten, dass wir genug Geld haben und die meiste Zeit in unserem Leben glücklich sein dürfen.
Ich möchte heute gar nicht darüber schreiben, dass all diese Dinge gar nicht so selbstverständlich sind, wie wir sie manchmal behandeln. Obwohl es sicherlich auch immer wieder wichtig ist, das zu betonen.
Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass etwas gibt was wir für selbstverständlich halten, aber was in unserer Gesellschaft völlig unselbstverständlich geworden ist: das Kompliment. Wie oft ist es so, dass uns etwas auffällt und wir D E N K E N: „Oh, das gefällt mir.“ Und obwohl wir durch den starken Facebookeinfluss darauf getrimmt werden in der „Gefällt mir“/„Liken“/„Daumen hoch“ – Kategorie zu denken, fällt es uns doch oft schwer, genau das mit Worten auszudrücken. Und ich denke das liegt daran, dass wir es für selbstverständlich halten, dass unser Gegenüber weiß, dass es etwas Gutes gemacht oder gesagt hat oder ihm etwas gut steht oder ähnliches. Denn wir denken, wenn es uns schon auffällt, dann kann es ja gar nicht so besonders sein und wir wollen ja auch nicht die letzten sein, denen etwas auffällt und ihren Kommentar dazu abgeben. Außerdem ist es viel leichter einen Button im Internet zu klicken, als selbst Worte zu finden.
Aber den meisten Fällen es ist so, dass es der Person doch niemand gesagt hat und sie sich vielleicht schon die ganze Zeit fragt, ob sie dieses oder jenes wirklich gut gemacht hat oder ob ihr die neue Frisur wirklich steht.
Es braucht nicht viele Wörter, um einer anderen Person etwas Aufmerksamkeit, ein gutes Gefühl und ein bisschen mehr Selbstbewusstsein zu schenken. Das einzige was wir dafür tun müssen, wäre unsere eigenen Stolz zu überwinden, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen und Menschen genau das zu sagen, was uns positiv auffällt. Wir müssen noch nicht einmal darüber nachdenken, ob die Menschen das komisch finden oder ob es nun schon 1000 andere gesagt haben. Es geht allein und das was jeder von uns ganz persönlich tun kann. Wie würde die Welt sich verändern, wenn wir so positiv aufbauend und stärkend aufeinander zugehen würden und das Selbstverständliche aussprechen und es somit erst wieder selbstverständlich machen. Ich hab es in den letzten Tagen versucht, soweit ich dran gedacht habe, und es fühlt sich gut an – nicht nur für die andere Person, sondern auch für einen selbst. Die Welt ein bisschen positiver zu gestalten ist eigentlich die schönste Aufgabe, die man im Leben annehmen kann. Oder?
Danke fürs Lesen.

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