Der Wert des Schweigens.

Es gibt ja diesen Spruch „Reden ist Silber, schweigen ist Gold“. Eigentlich hab ich nie viel von ihm gehalten, denn in viel zu vielen Situationen hat sich auf kurz oder lang das Reden als die bessere Alternative herausgestellt. Kommunikation ist so wichtig und auch das Ausformulieren von Gefühlen, Situationen und Konflikten ist oftmals ein wichtiger Schritt. Zum einen wird einem selbst dadurch manches viel klarer und zum anderen haben die Mitmenschen um einen herum dann auch eine Chance all das zu verstehen, was in einem vorgeht.
Manchmal kann es sogar fast tödlich sein, wenn man nicht redet. Wenn man sich in Gefahr befindet oder bedroht wird oder psychisch am Boden ist und dann schweigt, wird die Gefahr eigentlich nur größer.
Ich hielt diesen Satz also lange Zeit für verkehrt und sagte lieber: „Schweigen ist Silber, Reden ist Gold.“ Aber ich würde das jetzt nicht in Präteritum schreiben und vermutlich überhaupt keine Zeit zum Schreiben dafür aufwenden, wenn ich nicht heute anderer Meinung wäre.

Nach wie vor halte ich Kommunikation für überlebenswichtig. Menschen, die nicht fähig sind zu kommunizieren haben es schwer im Leben. Menschen, die sich weigern zu kommunizieren machen sich selbst das Leben schwer. Ohne Kommunikation trocknen zwischenmenschliche Beziehungen aus. Ohne Kommunikation vereinsamt der Mensch.

Und trotzdem lerne ich grade den Goldwert des Schweigens kennen. Es gibt Dinge im Leben, über die man vielleicht, über die ich, zunächst schweigen sollte. Das können Gefühlsregungen sein oder wichtige Erkenntnisse, die einen in der Seele bewegen und die noch nicht ausgereift genug sind, damit sie ausgesprochen werden sollten. Das ist keine neue Erkenntnis für mich. Schon im Februar 2006, ganz am Anfang meiner Blogzeit, habe ich hier den Spruch „Kleine Träume sind immer die empfindlichsten.“ gepostet. Und daran hat sich bis heute, obwohl sich sonst so viel anderes verändert hat, nichts verändert. Manche Erkenntnisse verlieren ihren Wert, werden beschädigt oder haben nicht mehr die selbe Wirkungskraft, wenn man sie sofort ausspricht. Manche Dinge müssen reifen und sich beweisen. Erst wenn diese Erkenntnisse tatsächlich eine Auswirkung auf das Leben haben, sollte man sie verkünden.

Das gilt selbstverständlich nicht für alle Menschen und auch nicht für alle Erkenntnisse. Aber da ich in den letzten Tagen das Gefühl habe, darum kämpfen zu müssen, früh ausgesprochene Erkenntnisse der letzten Wochen am Leben zu erhalten, da sie teilweise sowohl beschädigt wurden als auch an Wirkungskraft verloren haben, war es mir ein Anliegen, euch davon zu schreiben.

„Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. […] Von fern erkennst du meine Gedanken“
(die ersten beiden Verse aus Psalm 139)

Danke füs lesen!

Kommentare

Tina hat gesagt…
Liebe Anna, ich habe gerade Deine Gedanken via Google gefunden; sie sprechen mir aus dem Herzen. Danke dafür, Tina.🙂

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