Lebenserfahrung.

Es hat sich nichts geändert: Wir sind alle immer noch Jäger und Sammler. Wir jagen unseren Lebenszielen nach und sammeln Erfahrungen. Wir sind auf der Suche nach dem, was uns das Leben und Überleben ermöglicht. Wir jagen Jobs hinter her und sammeln Geld. Wir suchen nach Anerkennung, springen mit unseren Netzen jedem Lob hinter, sammeln jede Meinung, jeden Gedanken auf, betrachten ihn und stecken ihn ein wenn wir auch nur im entferntesten das Gefühl haben, damit etwas anfangen zu können. Und so füllt sich unser Sack, den wir mit uns rumschleppen.

Es gibt unterschiedliche Suchverhalten. Einige suchen gezielt, legen sich auf die Lauer, laufen die ganze Nacht hindurch, um das Objekt ihrer Begierde zu fangen. Andere setzten sich scheinbar wahllos an einen Platz und sammeln alles auf, was in ihrer Reichweite liegt. Manche gehen dort hin, wo sich noch niemand hin getraut hat, andere bleiben dort, wo sie wissen, was sie haben.

Wir sammeln und jagen unser ganzes Leben. Wir sammeln Lebenserfahrungen.

Wenn man jünger ist, ärgert man sich manchmal. Man findet etwas, von dem man glaubt, es wäre etwas ganz besonderes, was einen sicherlich weiterbringt und steckt es in seinen Sack und dann kommt jemand älteres vorbei und sagt: Das brauchst du nicht aufheben, das ist nutzlos. Oder: Warte noch ein paar Jahre, dann wirst du merken, dass es nur Platz in deinem Sack wegnimmt. Oder: Ach, als ich so alt war wie du, habe ich sowas auch mal gefunden – das waren noch Zeiten! Und als jüngerer Mensch nimmt man sich vor, niemals sowas zu sagen, wenn man auch mal älter ist.

Und dann ist man plötzlich älter, der Sack mit Lebenserfahrung ist voller geworden und man hat wirklich so manches, von dem man sich doch wieder getrennt hat oder was sich doch als völlig unbrauchbar erwiesen hat. Und man trifft auf seinem Weg jüngere Sammler und Jäger und man ist versucht ihnen zu sagen, wo sie suchen sollen, was sie mitnehmen sollten und was nicht. Man beißt sich auf die Zunge – man wollte doch sowas nicht sagen...

Und immer noch kommen ältere Sammler und Jäger vorbei die dir sagen wollen, was in deinen Sack an Lebenserfahrungen gehört und was nicht. Ebenso wie du es den jüngeren sagen willst.

Aber am Ende muss doch jeder seinen Sack selbst füllen und sortieren und sich überlegen, was er braucht und was nicht, wo er suchen will, ob er sich auf die Lauer legen will oder doch lieber unter jeden Blatt einzeln nachschauen will, ob sich dort vielleicht ein großer Schatz befindet. Und keiner weiß, was sich in dem Sack des anderen alles befindet. Auch wenn es von außen vielleicht so aussieht, als ob zwei Säcke ähnlich voll gefüllt sind – den Inhalt kennt doch nur derjenige, der ihn gefüllt hat.

Und am Ende unserer Jagd und Sammelreise schütten wir alles aus. Und ich glaube, wir werden vieles entdecken, was uns nicht weitergeholfen hat und den Weg vielleicht nur schwerer gemacht hat. Und manches, das vielleicht klein und unscheinbar erscheint, das unseren Weg wirklich bereichert hat.

Am Ende ist es jedoch eigentlich nur wichtig, dass wir auf unserem Weg den Schlüssel gefunden haben, der uns, wenn die Reise vorbei ist, die Tür für unser zu Hause öffnet.

Danke fürs Lesen.

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