Wie die Kinder?!

Manchmal braucht's nicht viel um zwei Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Ein Blick, ein Wort oder eine Geste und man ist gekränkt. Man geht sich aus dem Weg, senkt den Blick, damit man den anderen nicht grüßen muss. Man regt sich über jede Facebook-Bewegung auf und ist jedes Mal kurz davor, ihm die „Freundschaft“ zu kündigen. Wenn man nach seiner Meinung gefragt wird, bleibt man selbstverständlich ehrlich und lässt seinen ganzen Brass über diese eine Person mal raus. Man kann ja auch nicht immer alles schlucken. In einer stillen Stunden gedenkt man der Situation, das winzige Gefühl von Reue wird von Selbstgerechtigkeit zertrampelt. Man muss doch auch mal zeigen, dass es so nicht immer geht. Und wie der gestern schon wieder geguckt hat. Man will gar nicht wissen, was der alles schon über einen in die Welt gesetzt hat an Gerüchten. Und wieder fragt jemand außenstehendes, der es noch nicht mitbekommen hat, was denn da vorgefallen sei und man hat noch einmal die Gelegenheit, den Konflikt, das unsagbare Verhalten dieses Menschen, dessen Namen man eigentlich gar nicht mehr in den Mund nehmen will und der heute schon wieder so etwas unverschämtes auf Facebook gepostet hat, in voller Breite auszuführen. Es ist ja schließlich sein gutes Recht, dass man sein Meinung vertritt.

Wenn man so etwas beobachtet, selbst erlebt und sich so verhält, dann sagt manch einer: „Das ist doch der reinste Kindergarten!“. Leider nicht. Leider ist genau das kein Kindergarten. Im Kindergarten streitet man sich, man wirft wütend Bauklötze an die Wand und Puppen in die Ecke, man schreit „ICH SPIEL NIE WIEDER MIT DIR!!“. Und noch am selben Tag kommt einer von beiden an, murmelt ein „'Tschuldigung“ und man reicht sich zum Frieden das Patschehändchen und sitzt dann wieder gemeinsam irgendwo rum, hat seinen Kummer und Frust vergessen und vergeben und konzentriert sich wieder auf das, was beiden Spaß macht. Das ist Kindergarten.

Das, was wir machen, ist kein Kindergarten. Das ist Erwachsenengarten, wobei das positive Wort „Garten“ darin schon fehl am Platz klingt. Wir bringen den Kindern bei, dass man sich vertragen soll, dass man sich gegenseitig verzeiht und Frieden schließt. Und selbst scheint es oftmals unter unserer Würde. „Unüberbrückbare Differenzen“ stellen sich in den Weg und wir kommen zu der „Erkenntnis“, dass es wohl auch Dinge gibt, die man nicht verzeihen kann.
Und anstatt Frieden zu schließen und das zu tun, was uns gemeinsam Freude bereitet, sitzt jeder in seiner Ecke und schmollt, manchmal bis ans Lebensende. Schlimmer als jedes Kind es je könnte.
Manchmal wäre ich lieber im Kindergarten, als in diesem Erwachsenengarten, den wir uns erschaffen haben.

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